04.01.25 - Letzter Halt: Casablanca
Wie immer, wenn ich früh los
muss, hab ich eher durchwachsen und nicht wirklich lange geschlafen. Somit war
ich deutlich vor dem Wecker um halb 7 wach. Ich zog mich an, stopfte die Reste
in den Rucksack und war zehn Minuten später auf dem Weg zum Bus. Draußen war es
stockfinster und es war noch kaum jemand unterwegs, aber die, die ich traf,
waren alle superfreundlich. Um kurz nach 7 war ich am Busbahnhof, wo ich „einchecken“
musste. Der Bus fuhr dann fast pünktlich um halb 8 ab.
Anfangs war es eisig und ich
froh, dass ich alles Warme mit reingenommen hatte, aber als wir auf der
Autobahn waren, funktionierte scheinbar auch die Heizung. Die drei Stunden nach
Casablanca verbrachte ich mit Dösen und aus dem Fenster kucken. Was hier auf
den Straßen auffällt: Dacia hat Marokko erobert und abseits der Autobahn steht
alle paar Kilometer ein Auto mit einer professionellen Espressomaschine im
Kofferraum. Und die Autobahn ist leer wie bei Selb an einem Sonntagmorgen…
Überpünktlich kamen wir in Casablanca an, aber nicht da, wo das auf dem Ticket stand. Das war insofern schlecht, da ich von dort aus gewusst hätte, wie ich mit der Straßenbahn zum Hostel komme. Dafür war ich deutlich näher an eben diesem und die Laufstrecke unter einer halben Stunde. Ich lief also und war schon um 11 am Hostel mit dem spannenden Namen L’Hostel. Das steht in einer etwas besseren Gegend, würde ich sagen. Nach etwas Klingeln und Klopfen wurde mir das Tor geöffnet und ich betrat ein tolles Anwesen.
Ich konnte meine Sachen abstellen, packte schnell den Ocean Pack und war eine halbe Stunde später wieder auf dem Weg ins Stadtzentrum. Dieses Mal wirklich mit der Straßenbahn. Die ist hochmodern und würde in jeder europäischen Stadt gut aussehen. Casablanca, die mit Abstand größte Stadt hier (über 3 Mio. Einwohner) macht insgesamt einen deutlich moderneren Eindruck als die restlichen Städte. Es gibt auch deutlich weniger Frauen, die ein Kopftuch tragen. Und farblich kommt es auch hin, es sind wirklich viele Häuser hier weiß.
Ich stieg am Marché Central aus
und lief auch direkt mal durch diesen. Und dieses Mal hab ich die Arschlöcher
fotografiert 🤣
Von dort lief ich in Richtung
Medina und stoppte bei einem Café mit einem sonnigen Tisch. Die sind hier praktischerweise
ja immer die, die frei sind. Nach einem guten Cappuccino mit Sudoku kaufte ich
mir nebenan noch ein Käsesandwich to go, das ich auf der nächsten Parkbank –
ebenfalls in der Sonne – aß.
Gestärkt ging es in die Medina,
in der man wie auch sonst überall alles kaufen kann. Ich lief einmal im
Zickzack durch, hier sind deutlich weniger Touristen als in Marrakesch oder
Fès, ich wurde ständig angelächelt und willkommen geheißen.
Am anderen Ende der Medina kam
ich dann an einem Café mit schicken Türstehern und wartenden gut gekleideten
Menschen davor vorbei. Rick’s Café. Nie gehört, aber inzwischen gelernt:
Bekannt aus dem Film Casablanca bzw. nach ihm passend gestaltet, denn der Film
wurde komplett in den USA gedreht…
Direkt dahinter begann die Marina Mall. Ich ging hinein und hinten oben auf die Terrasse, die direkt am Meer liegt. Von dort lief ich über einen sehr breiten Fußweg um ein etwas in die Jahre gekommenes Wohnviertel mit Meerblick herum. Irgendwie war es aber total dreckig grau über dem Meer, so krass hab ich das noch nie erlebt...
Am anderen Ende ragte dann das
beeindruckendste Gebäude von vielleicht ganz Marokko vor mir auf: Die Moschee
Hassan II. Sie ist eine der größten Moscheen der Welt und bietet über 100 000
Gläubigen Platz. Allerdings doch nicht die drittgrößte wie der Lonely Planet
behauptet, laut Wiki landet sie aber immerhin auf Platz 11 (und zum Zeitpunkt
ihrer Erbauung lag sie auch noch in den Top 10).
Aber egal, sie ist groß genug, dass sich bei mir definitiv ein Gänsehautmoment einstellte, absolut beeindruckend, was hier hergestellt wurde. Man konnte wohl auch mal Touren hinein machen, aber das scheint es nicht mehr zu geben. Krass ist auch einfach ihre Lage, direkt am Atlantik, es war zwar Ebbe, aber bei Flut prallen die Wellen direkt gegen die Plattform, auf der sie steht.
Nicht weniger beeindruckend war,
dass der Muezzin genau dann anfing zu rufen, als ich direkt vor dem Turm stand.
Wer das mal hören möchte, ich hab’s im Whatsapp Status. Das 2 Uhr Gebet stand
wohl an.
Von der Moschee aus ließ ich mich
durch maps.me zur größten Kirche leiten. Dabei kam ich dann wohl eher durch die
Glasscherbenviertel, wo die Häuser teils zerfallen oder schon zerfallen sind.
Aber auch hier überall freundliche Menschen und winkende Kinder.
Zum Glück kam ich aber recht
schnell wieder in eine etwas bessere Gegend und schließlich zur Kathedrale
Sacre Coeur. Verglichen mit der Moschee aber unscheinbar.
Direkt gegenüber gab es aber ein
kleines Café, wo ich mir einen O-Saft gönnte. Diese frischen Säfte jeden Tag
werde ich definitiv vermissen.
Nach einem kleinen Schlenker
durch einen Park und vorbei am Skaterpark – hier skaten schon die kleinsten und
Inliner scheinen beliebter zu sein als Skateboards, man kann aber alles ausleihen – fuhr ich mit der
Straßenbahn zurück.
Bzw. ein Stück weiter, denn ich
wollte für morgen schon mal die Lage auschecken, da ich nicht sicher war, wo
genau der Zug zum Flughafen abfährt. Ich fand den Bahnhof aber schnell und
konnte sogar schon das Ticket für morgen kaufen, um Viertel 10 fährt der Zug,
somit bin ich gut drei Stunden vor Abflug (12.55 Uhr) am Flughafen, das sollte
reichen.
Vom Bahnhof lief ich Richtung
Hostel und strandete in einer Eisdiele. Recht hohe Preise, aber sehr leckeres
Eis und Cappuccino. Und ich muss eh noch ein paar Dirham loswerden. Dann ging
es noch schnell in einen Carrefour, nachdem ich auf dem Markt heute nix
entdeckt hatte, kaufte ich hier noch ein paar sehr günstige Gewürze und Obst
für morgen.
Um kurz vor fünf war ich im
Hostel und konnte in meinem Dorm einchecken. Der ist geräumig und hat 10
Betten, aber die machen einen stabilen Eindruck und haben Strom und Stauraum
direkt am Bett. Und v.a. Vorhänge.
Ich packte ein bisschen um, dann ging es in den Hinterhof, wo ich mit dem Blog schreiben anfing. Gegen sechs trieb mich der Hunger aber wieder nach draußen. Aber nicht weit, denn fast nebenan hatte ich eine Pizzeria entdeckt und die Fotos sahen gut aus. Ich wurde nicht enttäuscht, die Pizza war echt gut, wenn auch nicht 100% knusprig.
Ein Teil wurde für morgen eingetütet, falls Royal Air Morocco genauso wenig liefert wie die Lufthansa... Danach gings ins Hostel zurück und direkt unter eine heiße Dusche. Und da dieses Hostel echt toll ist, habe ich dieses Mal ein Ding, das es nicht gebraucht hätte: Mein Handtuch, denn auch hier gibt es eines inklusive! Nun ist es halb acht, ich liege in meinem Bett, es ist warm und recht ruhig hier, toll!
Morgen gehts dann, wie gesagt, früh los und wenn alles gut geht, bin ich um spätestens halb 11 abends wieder zu Hause. Dreht schon mal die Heizung für mich auf! 🥶
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